25.11.20
Liebe Kathrine,
Ich bin schon sehr gespannt auf weitere Bilder vom Grusel-Wald. Da kann man sich die aller tollsten oder auch schaurigsten Geschichten ausdenken. Zivilisation und menschliche Eingriffe scheinen weit weg zu sein. Ich schicke Dir ein gegenteiliges Waldbild aus der Gegend wo Du aufgewachsen bist. Ich war von den rosa Ballons ganz angetan. Wie es wohl wäre, wenn überall rosige Überraschungen auf einen warteten? Wahrscheinlich wäre mir der Gruselwald lieber... Eine andere Art Grusel oder auch Vergnügen kommt aus dem bizarren Verkehrsknotenpunkt am Berliner Tor. Der ist ja immer für Überraschungen gut, je nach Tagesform bin ich begeistert oder überfordert und abgeschreckt.
Liebe Silke,
Was für eine merkwürdige Zeit und wie schön deine Bilder dazu passen.
Ein bisschen Pink kann ich auch beisteuern.
Mein Highlight diese Woche war, dass ich einen Eisvogel gesehen habe, von dem gibt es leider kein Bild.
18.11.20
Liebe Kathrine,
Wir hatten leztztes Wochenende noch zwei warme goldene Tage. Ich bin viel spazierengegangen und habe viel fotografiert. Diese Gegend habe ich bei den Lockdown-Spaziergängen im Frühjahr entdeckt und ich wollte unbedingt sehen wie es dort im Herbst aussieht. Die große Kiefer vor dem hohen Krankenhausgebäude und der sehr südlich wirkenden weißen Villa nebenan ist einer meiner Lieblingsbäume. Sie erinnert mich an Südfrankreich und der Anblick tut gut in diesen Zeiten der Begrenzungen. Aber wir konnten sogar im Garten mit der Familie Mittagessen, das hätten wir ohne die 'neuen Regeln' wohl nicht gemacht.
Liebe Silke,
Wie schön diese Orte zu entdecken die beim Beobachten und Fotografieren über sich hinauswachsen, wie schön das man die Orte zu anderen Jahreszeiten nochmal entdecken kann.
Diese Woche bin ich eine Straße hochgegangen und habe mich daran erinnert wie ich mich im Sommer, total schwanger, dort entlang geschleppt habe. Es war ganz seltsam, so lange bin ich schon hier, dass es zwei Versionen von mir in zwei verschiedenen Jahreszeiten gibt. Die Zeit mit dem großen Bauch fühlt sich aber generell schon weit weg an.
Meine Bilder diese Woche sind von einem neu entdeckten Weg in was ich den gruseligen Wald getauft habe. Ich bin schon gespannt wie sich dieser Ort im Frühling wandelt.
11.11.20
Liebe Silke,
Jetzt ist es schon fast vorbei. Die Bäume sind so gut wie kahl. Um 16 Uhr wird es dunkel. Die Luft ist feucht und kalt. Meine Woche war geprägt von einem unruhigen Kind das scheinbar plötzlich neue Fähigkeiten hat. Sie kann mit uns Sprechen und für Hunger gibt es jetzt andere Laute als für Langeweile. Sie kann weiter sehen und ihre Augen kommen kaum zur Ruhe. Erstaunlich zu beobachten wie ihre Welt größer wird und wie viel Kraft das kostet.
Liebe Kathrine,
das klingt sehr spannend und ich würde Euch so gerne beim Spazierengehen begleiten. Zur Unruhe, Bewegung gibt es von mir zwei städtische Bilder. Hier ist es eher ein Getriebensein und natürlich ein Arbeitsumfeld. Das Tempo in der Stadt ist viel schneller und ich freue mich immer darauf am Wochenende raus aus der Stadt zu kommen. Trotzdem genieße ich das Unterwegssein in der Stadt und ich entdecke immer etwas Neues, bzw spiegelt sich mein Inneres im Aussen. Ausserlich scheint die Welt hier und da in Ordnung, die Alster ist immer die Alster. Aber dann zeigt sich unerwartet Leere, durch den erneuten Lockdown, oder ein Mensch, oder eine Situationen wo man sieht, das vieles eben nur Fassade ist.
04.11.20
Liebe Kathrine,
Wir sind beide in diese Jahreszeit eingetaucht und haben beglückt auf Farben, Licht und Gerüche reagiert. Ich beginne meine herbstliche Erzählung mit dem Blick aus meinem Schlafzimmer. Dieser Blick ist das Erste und das Letzte was ich am Tag sehe. Diese Ahornbäume zeigen mir den Wechsel der Jahreszeiten und muntern mich fast immer auch. die Fassaden der gegenüberliegenden Häuser mag ich ebenfalls sehr. Sie ist ein bisschen wie ein andauernder Adventkalender. A propos, heute fühlt es sich schon wie Winter an und die heute entstandenen Bilder sind schon eine Jahreszeit weiter. Wir bleiben aber noch etwas im Herbst? -
Liebe Silke,
Ja, lass uns noch etwas im Herbst bleiben. Die meisten Jahre nehme ich mir vor den Übergang voll wahrzunehmen wenn ich die ersten gelben Blätter entdecke und bevor ich es schaffe sind die Bäume karg. So ist es ja leider oft, man freut sich auf etwas und dann ist es vorbei. Für unser Baby gibt es nur jetzt und sie verlangt das ich im Moment mit ihr bleibe. Die Entwicklung ist rasant, schon nach 7 Wochen gibt es Dinge die unwiderruflich vorbei sind.
Meine Bilder sind von den täglichen Spaziergängen mit Baby im Tragetuch. Sie schläft nah an meinem Körper immer schnell ein, wenn ich aber beim Fotografieren zu lange stehenbleibe wird sie unruhig.