21.09.2022

Liebe Silke,

Bis Gestern habe ich mich noch über den Jahreszeitenwechsel gefreut. Den Sommer verabschieden und die kalte klare Luft und das weichere Licht begrüßen, dann musste ich Abends etwas einkaufen und die Dunkelheit hat mich umgehauen. Passiert ja eigentlich nicht auf einmal, aber so fühlte es sich an. Mir fiel wieder ein was an der kommenden Jahreszeit so brutal ist.

Liebe Kathrine!

Ich bin auch noch nicht angekommen in der dunklen Jahreszeit. Zum Glück ist es heute auch regelrecht strahlend. Die Bilder sind vom letzten Sonntag. Wir wollten eigentlich in die Heide, den goldenen Herbst nebst Heideblüte betrachten aber dann kam es natürlich ganz anders. Erst Stau und Ändereung der Pläne und viel Einkehr wegen Wind und Regen. Dazwischen war es schön, mit etwas Drama am Himmel. Ich war zum ersten Mal in Geesthacht und wie immer an solchen Orten ist man mit der Vergänglichkeit konfrontiert. Danach in Lauenburg, ein ähnliches Bild. Es gibt einen munteren, probenden Jugendchor, ein Gemeindefest, ein lebendiges Café und daneben viel Leerstand und verfallende Schönheit, Dönerläden und Friseursalons. Der Blick über die Elbe tat gut, ebenso die Natur: prächtiger Hopfen, späte Rosen und Hagebutten.

14.09.2022

Liebe Kathrine

Im Moment bin ich damit beschäftigt den Sommer zu verabschieden. Gestern noch ein letztes Mal die Wasserlichtspiele in Planten un Blomen und am letzten Wochenende ein Trip nach Göttingen mit Linus. Zuerst war es dunkel und feucht und dann kam die Sonne und die ganze Stadt war in warmes Licht getaucht. Der alte botanische Garten , so krautig und strunkig er auch ist, ist doch auch zauberhaft. Vielleicht war er stellenweise sich selbst überlassen scheint. Ich habe wieder darüber nachgedacht, wie gut mir das In-Bewegung-Sein tut. Es tat gut aus dem Zugfenster zu schauen und es tat gut, vom Bahnhof los, in das Unbekannte zu stiefeln.

07.09.2022

Liebe Kathrine

Heute kommen 'richtige' Hamburgbilder, mit Elbphilharmonie und Speicher. Wir waren im alten Kakaospeicher, wo eine Klanginstallation von Annika Kahrs zu genießen war. Der Ort hat gutgetan. Wir hatten aber auch phantastisches Licht! Es war interessant zu sehen wie sehr die Besucher den großen Raum genossen haben. Ich wünsche mir, dass so ein Ort bestehen bleibt. Die menschen brauchen (Imaginations-) Räume. Der Abriss dieses Speichers steht allerdings schon fest. Es wird gnadenlos weiter verdichtet. Obwohl ich an diesem Abend sehr eins mit der Stadt war, waren wir doch am Sonntag am Meer um noch einmal den Sommer zu feiern.

31.08.2022

Liebe Silke,

Deine Bilder letzte Woche haben mich angeregt diese Woche etwas mehr bieten zu wollen und ich habe in unserem lokalen Museum Gammel Estrup fotografiert. Jetzt bin ich aber irgendwie ganz überrascht, dass ich mich so auf Details konzentriert habe und es recht morbide wirkt.

Liebe Kathrine!

Ich finde, dass Deine Bilder auch sehr fein und glamourös sind. Gerne würde ich dort einmal mit Dir zusammen hingehen. Ich kann mich erinnern, dass Du es dort schon beim erstem Mal sehr gerne mochtest. Ich habe versucht mit einem Bild aus meinem Treppenhaus darauf zu reagieren. Das Glas einer Scheibe ist seit Neuestem gebrochen. Heute ist ein strahlender Spätsommertag und da gab es diesen Reflex. Da ich gedanklich sehr mit dem Ende des Sommers beschäftigt bin und wie immer zu dieser Zeit, bin ich melancholisch. Wir waren nochmal bei einer der letzten Vorstellungen des Kampnagel Sommertheaters und da gab es diese 'Staubkugeln'. Es sah märchenhaft schön aus! Die Geranien sind von meinem Balkon. mit Fabian teile ich die Leidenschaft für Geranien (wir bevorzugen allerdings unterschiedliche Sorten) und das Herumzupfen an den vérwelkten Blüten.

24.08.2022

Liebe Kathrine!

Die Tage im Ruhrgebiet haben mich richtig aus dem Alltag heraus katapultiuert. Zum Einen ist es dort wirklich anders als in Hamburg, zum Anderen war ich vollkommen beschäftigt mit Fotografieren und Unterichten. Das Wetter war auch irgendwie urlaubsmässig und das Wohnen im Hotel ebenso. Jetzt fällt es mir nicht leicht eine Auswahl zu treffen und so ist es eine Art Überblick über unsere Orte aber mit Schwerpunkt auf Zeche Zollverein. Im Ruhrgebiet unterwegs zu sein bedeutet auch eine Konfrontation mit der hamburger Arroganz.

Liebe Silke,

Wie üppig und beeindruckend, ich kenne die Gegend nicht gut, aber habe das Gefühl, dass ich mit deiner Auswahl einen Einblick bekomme.
Mein Bild ist ein ordentlicher Kontrast dazu – ein alltäglicher, ruhiger Moment am Abend in der Küche.

10.08.2022

Liebe Silke,

Wir haben am Wochenende einen richtigen Ausflug gemacht. Mit Burgruine und Picknick.

Von den Mauerresten bin ich etwas enttäuscht, mir fehlt das Wissen und generell fehlte Information um sich vorstellen zu können wie das wohl mal aussah. Darum geht es ja eigentlich auch nicht, ich will mir vorstellen wie das Leben damals war, eine Verbindung zu Menschen vor 700 Jahren finden. Der Weg raus auf die Insel über altes Kopfsteinpflaster im harten Wind gab zumindest eine kleine Idee.

Liebe Kathrine!

Meine Bilder sind auch Ausflugsbilder. Die ersten beiden aus Ratzeburg und das Abendbild ist aus Wilhelmsburg, vom Schrebergarten einer Freundin. Es geht auch um Vergänglichkeit und vergangene Zeiten. Allerdings nicht so weit zurück reichend wie Deine Burg. Die schöne Weide habe ich schon vor zwei Jahren fotografiert und bewundert. jetzt waren zwei Äste abgebrochen und einige Blätter braun. Heute habe ich die Nachricht bekommen, dass sie gefällt ist. So bleiben nur die Bilder und die Erinnerung. Du fragtest, ob ich früher in Kiel fotografiert habe. Leider nein. Ich hatte damals gar keinen Zugang mein fotografisches Sehen war noch in den Anfängen und mein Blick auf Orte ein ganz anderer als heute.

03.08.2022

Liebe Kathrine!

Es war so schön am Wochenende weg zu sein. Nach Kiel zu fahren, bedeutet immer auch eine Zeitreise für mich. Lustiger Weise bin ich mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen, die 'meine' Kieler Zeit auch kennen und wie ich auch, erstaunt und begeistert sind, wie sich die stadt entwickelt. Wir sind so viel gelaufen und haben so viel entdeckt. Nachts im Hafen wirkte Kiel so öde und verlassen und am nächsten Tag lag an der Stelle ein gigantisches Kreuzfahrtschiff vor Anker, dessen roter Mund auf dem Bug die ganze Meile dominierte. Am Abend lief das Schiff dann unter großem Gewinke aus, wir haben das Spektakel vom Strand des anderen Fördeufers beobachtet und uns gefreut, dass wir nur die kleine, alte Fähre zurück in die Stadt nehmen würden.

Liebe Silke,

Wie schön das Stadtentwicklung auch mal begeistern kann, oft nimmt man ja doch eher die blöden Entwicklungen wahr.
Hast du damals im Studium viel in Kiel fotografiert?

Von mir gibt es diese Woche ein paar Bilder aus meinen 3 durchwachsenen Wochen Sommerferien.

27.07.2022

Liebe Kathrine!

Hier in Hamburg ist richtig Ferienstimmung! Alles ist leerer, entspannter, entschleunigter. Tageweise sehr warm. Vor diesen Tagen fürchte ich mich immer etwas und ziehe alle Vorhänge zu. Wir haben bei Anne und Johannes eingehütet und hatten so eine Art von Sommerfrische in der eigenen Stadt. Zwischenducrch waren wir immer mal zu Hause und natürlich am Arbeiten. Wenn immer es möglich ist gehen wir spazieren oder kehren auf ein Glas ein. Ausserdem waren wir im See schwimmen, ein Highlight für mich.

06.07.2022

Liebe Kathrine!

Ich habe große Sehnsucht nach dem freien Leben auf Reisen. Sehnsucht nach Elena, Teun, den Katzen und dem Garten in Velp. Sehnsucht nach den Freunden überhaupt. Quarantäne ist eine große Herausforderung für mich. Immerhin war der Test heute Morgen negativ, das will ich aber noch bestätigen lassen. Das 'Ungeheuer' scheint noch im Hals zu lauern. Aber ich wage es vorsichtige Pläne zu schmieden.

 

 

 

Liebe Silke,

Ich habe in der letzten Woche eine Freiheit wiedergewonnen. Jesper hat das zu Bett bringen übernommen. Ich habe die Zeit jetzt häufig für einen kleinen Spaziergang verwendet und mich sehr über das abendliche Licht gefreut.
Ich hoffe das du auch bald wieder draußen Sommerabende genießen kannst.

29.06.2022

Liebe Silke,

Ich hatte hier eine so wunderschöne Woche und war Freitag, Samstag, Sonntag am Meer. In meinen Bilder sieht das diese Woche gar nicht so aus. Beim durchschauen habe ich mich erst gewundert, das ich so gar nichts von der sommerlichen Idylle fotografiert habe, mich dann aber an meinen Frustration von letzter Woche erinnert — diese Woche also Alles künstlich.

Nachher fahre ich wieder ans Meer.

Liebe Kathrine!

Ich bin wieder zurück, leider mit Corona. Die Zeit des Herumstreifens und Entdeckens ist also auf das Extremste vorbei. Ich habe eben nochmal deine Bilder angeschaut und war hin und her gerissen mit meiner Auswahl. Ich habe allerhand Spielgerät am Meer fotografiert, an meine serie 'Sport und Vergnügen' , von damals anknüpfend, habe mich dann doch für den Beginn der Reise, Antwerpen, entschlossen. Die Bilder zeigen ganz gut das Herumstreifen in einer fremden Stadt. Es ist auch für mich der Anfang mich den vielen entstandenen Bildern zu nähern. Ich habe das Gefühl so viele Einzelgeschichten fotografiert zu haben. Das wollte ich eigentlich nicht. Mal sehen wie ich das strukturiere, vielleicht hilft mir der start heute.

22.06.2022

Liebe Silke,

Diese Woche plagt mich das Gefühl, dass es hier in der Provinz nichts Spannendes zu Fotografieren gibt. Ja, Natur und sicherlich auch hier und da ein Kontrast, ein Moment. Im Vergleich mit Stadt aber einfach wenig und das ist ja auch ein Aspekt der mir hier gefällt und ich vermute auch gut tut.
Den Landschafts- und Naturaufnahmen traue ich immer noch nur bedingt – würde ich mir das anschauen wenn ich es nicht fotografiert hätte?